Künstler Kunstwerke Respondenten Ort

Amanda Gutiérrez

(*1978, Mexiko)
Amanda Gutiérrez, © Amanda Gutiérrez

Die in Chicago lebende mexikanische Künstlerin Amanda Gutiérrez (MX, *1978) widmet sich den Konzepten der Erinnerung, der Heimat und der urbanen Landschaft im Kontext sozialer, politischer und persönlicher Folgen von Migration. Ihre Erzähltechniken wechseln zwischen formalen Dokumentationsstrategien, mündlicher Rekonstruktion und fiktionalen Elementen. Sie verwendet Fotografie, Video und Klang, um eine vieldeutige Assemblage erinnerter Geschichten zu schaffen. Gutiérrez nahm bereits an mehreren internationalen Stipendienprogrammen teil, zum Beispiel am FONCA-Programm des Banff Centre of the Arts in Alberta (Canada) 2009, dem Taipeh Künstlerdorf (Taiwan) 2009 und am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe 2002. Ihre Arbeiten wurden an zahlreichen Ausstellungsorten präsentiert, darunter The Windor Gallery in Madrid, Askeaton Contemporary Arts in Limerick, The Silver Cloud Gallery in London, One Year Gallery in Taipeh und Espace Khiasma in Paris.

Time Topographies: Liverpool

Dieses ortsbezogene Video-Triptychon schildert die Geschichte dreier Immigranten unterschiedlicher Nationalität und unterschiedlichen Alters und Geschlechts. Die Bilder von Time Topographies: Liverpool zeigen hauptsächlich Aufnahmen der Stadt Liverpool, in der die Protagonisten leben und arbeiten. Dem Begleitkommentar liegen die Erzählungen der Emigranten über ihre Reise ins neue Land zugrunde. Das Projekt will ihre Erinnerungen räumlich verankern, indem es die Landschaft zur Rekonstruktion von Identität verwendet. Das erste Triptychon wurde in Mexiko-City und Chicago produziert und bereits im Espace Khiasma, Paris, im Ex Teresa Arte Actual, Mexiko-City, und im Laboratorio Arte Alameda, Mexiko-City, ausgestellt.

Omar Kholeif

(Ägypten) FACT Liverpool
Omar Kholeif, © Omar Kholeif

Omar Kholeif wurde in Ägypten geboren und arbeitet heute als Autor, Kurator und Produzent in Großbritannien. Seine Texte erscheinen unter anderem in The Guardian, Art Monthly, Ibraaz, Film International, Frieze und WIRED. Kholeif ist Kurator bei FACT in Liverpool (Foundation for Art and Creative Technology), Großbritanniens nationalem Zentrum für Film und Neue Medien, sowie im Arab British Centre, London  und Gastkurator von Cornerhouse, der internationalen Kunst- und Filmorganisation Manchesters. Er ist darüber hinaus Gründungsdirektor von Großbritanniens Arab Film Festival, Kurator bei Abandon Normal Devices und mitwirkender Kurator bei der Liverpool Biennial of Contemporary Art. Kholeifs interdisziplinäre kuratorische Praxis konzentriert sich auf die Präsentation von Filmen, Videos und Neuen Medien sowohl im Kino- als auch im Kunstkontext, wobei er internationale Ausstellungen, Festivals und öffentliche Programme ausrichtet. Omar Kholeif ist Gründungsherausgeber des Kunstmagazins Portal 9 (Beirut), Mitherausgeber des Bandes Vision, Memory and Media (Liverpool University Press 2010) und des Sonderheftes Far and Wide: Nam June Paik (LEA 2012). Er hat an der Universität Glasgow und dem Royal College of Art, London, studiert und ist Fellow der Royal Society of Arts.

Hotel Weltfrieden

Foto: Daniel Herrmann

Das heutige Hotel Weltfrieden wurde 1905 von dem Hotelier Rudolf Dietrich unter dem Namen Metropol-Hotel eröffnet. 1924 nahm Dietrich einen Umbau vor und nannte das Hotel anschließend Gaststätte Haus Dietrich. Aufgrund der Wirtschaftskrise verkaufte Dietrich den Betrieb 1931 an die Aktienbrauerei Eger, die ihn ab 1941 unter dem Namen Egerer Hof führte. 1952 wurde das Hotel als Hotel Weltfrieden neueröffnet. Es war das erste HO-Hotel in Halle. 1974/75 wurden die Gebäude der Großen Steinstraße 63–65 in den Betrieb eingegliedert. Während der 1980er Jahre fehlten die Mittel, um notwendige Modernisierungen durchzuführen. Nach Ende der DDR wurden das Haus und das Nebenhaus von einem Münchner Hotelbetreiber übernommen. Die Eigentumsverhältnisse des ehemaligen Hotels Weltfrieden blieben jedoch lange ungeklärt, sodass nur das Nebenhaus gekauft werden konnte, das als Hotel am Stadtbad bis heute bewirtschaftet wird. Das Hotel Weltfrieden steht seit Ende der 1990er Jahre leer.

Dina Rončević

(*1984, Kroatien)
Dina Rončević, © Dina Rončević

Dina Rončević (*1984) ist eine junge Medienkünstlerin und Puppenanimateurin aus Kroatien und Absolventin der Kunstakademie Zagreb. Rončević’ Arbeiten stellen zumeist die Stellung der Geschlechter infrage und tragen oft performative Züge. Für ihre Abschlussarbeit schloss sie eine Ausbildung zur Automechanikerin ab. Während dieses drei Jahre währenden Projektes (2007–2010) arbeitete sie über Themen der sozialen Identität und über Geschlechterrollen in dieser männerdominierten sozialkulturellen Nische. Ihr Werk wurde zum Beispiel 2011 auf der XV. Biennale de la Méditerranée in Thessalonoki (GR) ausgestellt. In diesem Jahr nimmt sie an der ephemeren Gruppenausstellung Simplon Express / the Return auf der ehemaligen Bahnverbindung zwischen Zagreb und Paris teil, die von der Kuratorin Ida Biard konzipiert wurde.

Grannies

Das Video Grannies ist Dina Rončevićs Regiedebüt. Die Künstlerin stellt hierfür drei handgefertigte Puppen her. Im Animationsfilmclip, der an einen Kinotrailer erinnert, ziehen zwei unkonventionelle Damen in eine konservative Siedlung. Ihre Lebensweise sorgt für einigen Tumult in der Nachbarschaft. Dea, eine Textildesignerin, strotzt vor Farbe und Energie. Agarta ist dagegen ein weltabgewandter Zen-Mensch mit Liebe zur Natur und zu den Zahlen. Gemeinsam treffen sie auf Miss Hablek, eine altmodische Kleinbürgerin, deren leidenschaftliches Begehren sich darauf richtet, den Bund fürs Leben zu schließen, und die mit ihrem Leben nichts Besseres anzufangen weiß, als Seifenopern zu schauen. Der Konflikt entwickelt sich über eine Aussteuerkiste, die an Deas Adresse geliefert wird. Für einige der Bewohner steht die Kiste für sichere materielle Werte. Für andere ist sie dagegen eine Möglichkeit zum Überdenken von Eigentum und Werttraditionen. Mit ihren handgearbeiteten Requisiten und Figuren des Animationsfilms verweist Rončević auf ein Kunsthandwerk, das traditionell Frauen zugeschrieben wird. Neben ihrem Kurzfilm wird Rončević deswegen auch eine Auswahl handgefertigter Puppen ausstellen.

Kathy Rae Huffman

Kathy Rae Huffman, © Kathy Rae Huffman

Die freiberufliche Kuratorin und Netzwerkerin Kathy Rae Huffman (US) lebt in Berlin. In jüngster Zeit war sie Kuratorin für Exchange and Evolution: Worldwide Video Long Beach 1974–1999, Long Beach Museum of Art, internationale Kuratorin für das ISEA 2009 in Belfast und Kuratorin für Transitland: Video Art from Central and Eastern Europe 1980–2009. Huffman ist Mitbegründerin der Netzgemeinschaft FACES: gender, technology, art. Sie ist MFA (Master of Fine Arts) im Fach Ausstellungsdesign und schloss 1980 ihr Aufbaustudium der Museumskunde an der California State University Long Beach ab. Sie hat Events für zahlreiche internationale Festivals und Organisationen schreibend, beratend und koordinierend begleitet.

Hotel Weltfrieden

Foto: Daniel Herrmann

Das heutige Hotel Weltfrieden wurde 1905 von dem Hotelier Rudolf Dietrich unter dem Namen Metropol-Hotel eröffnet. 1924 nahm Dietrich einen Umbau vor und nannte das Hotel anschließend Gaststätte Haus Dietrich. Aufgrund der Wirtschaftskrise verkaufte Dietrich den Betrieb 1931 an die Aktienbrauerei Eger, die ihn ab 1941 unter dem Namen Egerer Hof führte. 1952 wurde das Hotel als Hotel Weltfrieden neueröffnet. Es war das erste HO-Hotel in Halle. 1974/75 wurden die Gebäude der Großen Steinstraße 63–65 in den Betrieb eingegliedert. Während der 1980er Jahre fehlten die Mittel, um notwendige Modernisierungen durchzuführen. Nach Ende der DDR wurden das Haus und das Nebenhaus von einem Münchner Hotelbetreiber übernommen. Die Eigentumsverhältnisse des ehemaligen Hotels Weltfrieden blieben jedoch lange ungeklärt, sodass nur das Nebenhaus gekauft werden konnte, das als Hotel am Stadtbad bis heute bewirtschaftet wird. Das Hotel Weltfrieden steht seit Ende der 1990er Jahre leer.

Florian Tuercke

(*1977, Deutschland)
Florian Tuercke, © Florian Tuercke

Florian Tuercke (DE, *1977) ist ein in Nürnberg lebender Soundkünstler, dessen temporäre Installationen als Kunst im öffentlichen Raum stattfinden. Er ist Mitbegründer des Urban Research Institutes. Mit seinem Projekt URBAN AUDIO  hat er seit 2005 u.a. an den folgenden Orten musikalische Transformationen aufgenommen: Nürnberg (DE 2007), Zürich (CH 2007), Budapest (HU 2007), in 27 US-amerikanischen Städten (2008/09), in den Hauptstädten der 16 deutschen Bundesländer (2010), in Tallinn (EE 2011), Turku (FI 2011), Gdynia und Gdańsk (PL 2011).

4'33" for Mariachi

Florian Tuerckes künstlerisches Thema ist die Auseinandersetzung mit dem akustischen Aspekt des öffentlichen Raumes. Seit 2005 arbeitet er mit seinem Langzeitprojekt URBAN AUDIO an der Erforschung kompositorischer Phänomene in der akustischen Struktur des urbanen Raumes. Zu diesem Zweck installiert Tuercke spezielle Saiteninstrumente zeitweise im öffentlichen Raum, beispielsweise an innerstädtischen Verkehrsknotenpunkten, und transformiert die dort aufgenommenen Umgebungsgeräusche in musikalische Klänge. Als weiteres Projekt im Umgang mit dem akustischen Raum einer Stadt lässt Tuercke in der Video-Arbeit 4'33" for street music in Mexico City zehn Straßenmusiker und Bands 4'33" von John Cage performen. Im Jahr von Cages 100. Geburtstag ist diese Adaption des bekannten Cage-Stückes für den öffentlichen Raum Homage und Persiflage zugleich. „The sound experience, which I prefer to all others is the experience of silence. And this silence, almost everywhere in the world now is traffic …” (John Cage, 1991)

Sandra Naumann

(DE) independent curator and researcher
Sandra Naumann, © Sandra Naumann

Der Interessensschwerpunkt der Berliner Medienhistorikerin und Kuratorin Sandra Naumann liegt auf visueller Musik, Avantgardefilm und audiovisuellen Live Performances. Naumann hat am Ludwig Boltzmann Institut Medien.Kunst.Forschung in Linz (Österreich) am Ausstellungs-, Forschungs- und Vermittlungsprojekt See this Sound gearbeitet, das sich mit der Verbindung von Bild und Ton in Kunst, Medien und Wahrnehmung auseinandersetzt. Sie ist, zusammen mit Dieter Daniels, Herausgeberin der Bände Audiovisuology: Compendium. An interdisciplinary Survey of Audiovisual Culture und Audiovisuology 2: Essays. Histories and Theories of Audiovisual Media and Art. Als Kuratorin entwickelte sie unter anderem Programme für transmediale, CTM, sound:frame, Shift, Elektra und Experimenta. Zuvor beschäftigte sie sich vorrangig mit Programmkino, Filmvertrieb, Filmproduktion und -festivals. Sie studierte Kommunikations- und Medienwissenschaft, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft in Leipzig und Manchester.  

Große Steinstraße 55

Foto: Daniel Herrmann

Aus der älteren Geschichte dieses mysteriös anmutenden und architektonisch außergewöhnlichen Jugendstilhauses ist wenig bekannt. Die verzierte Fassade hinter Planen und Baugerüst zeugt noch immer von der einstigen Pracht des denkmalgeschützten Objekts. Der Hausflur ist stuckverziert und holzgetäfelt. Das Treppenhaus umschließt den mittig liegenden mechanischen Holzaufzug. Der Fahrkorb ist um das Jahr 1955 zwischen der zweiten und dritten Etage steckengeblieben. An genau dieser Stelle befindet er sich heute noch. In den letzten Jahren wird das größtenteils leer stehende Gebäude wieder genutzt: von Künstlern als Atelier, von Studenten der Burg Giebichenstein als Ausstellungsraum oder als Filmschauplatz. Das linke Ladengeschäft im Erdgeschoss dient seit dem Winter 2011/12 als Galerie. Im Frühjahr eröffnete im rechten Ladengeschäft ein Musikraum.

Jan-Peter E.R. Sonntag

(*1965, Deutschland)
Jan-Peter E.R. Sonntag, © Jan-Peter E.R. Sonntag

Jan-Peter E.R. Sonntag (DE, *1965) ist Künstler und Komponist. Er studierte Kunst, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Komposition, Philosophie & Kognitionswissenschaft u.a. bei Rudolf zur Lippe, Ivan Illich, Umberto Maturana, Gert Selle, GMD & Gustavo Becerra-Schmidt. Sonntag ist Begründer des N-solab. Er nahm an zahlreichen internationalen Ausstellungen und Medienkunstfestivals teil und erhielt zahlreiche Stipendien und Preise u.a. 2008 den Deutschen Klangkunstpreis und den Cynet Art Award sowie 2012 eine Residency bei MANIF d’Art Québec und in der Villa Aurora in Los Angeles.

Sonntag im Park

Diego Riveras riesige Wandmalerei Sunday Dream vereint alle sozialen Schichten und alle Zeiten in einer utopisch nostalgischen Jugenderinnerung. Es ist eine Auftragsarbeit für die Lobby des Hotels del Prado 1947, die nach dem Erdbeben in den 1980er Jahren und ihrer teilweisen Zerstörung nun wieder renoviert ein eigenes Museum direkt am Alameda Park bekommen hat. Mexikos Revolution von 1910 ist noch in den Jugendzeiten Riveras unter der Führung von General Díaz „institutionalisiert“ worden.

Man sieht auch einen Organillero in schlichter Revolutionsuniform. Über hundert Jahre Benutzung hat sich in Klang eingeschrieben. Durch andauerndes Leiern verändert sich nicht nur die Intonation, sondern auch die Partitur, die in die Walze in Form von Stiften eingesteckt ist. Was da klingt, ist mehr als ein medialer Schatten – vielmehr schon eine rhythmische wie melodiöse Variation über die einstigen Melodien.

„Harmonipan – Frati & Co, Schönhauser Allee 73“ steht auf dem Kasten. 1879 hatten Giovanni Battista Bacigalupo und Chiaro Frati eine Firma zur Produktion pneumatisch mechanischer Musikwerke gegründet. Über die Jahre bildeten die Bacigalupos eine Drehorgelbauer-Dynastie in der Schönhauser Allee in Berlin. Am Ende des 19. Jahrhunderts zogen bis zu 3000 Drehleiermänner durch die Straßen und Hinterhöfe der Hauptstadt. Bis in die 1920er Jahre, als der Lärm der Automobile und die neuen Medien wie das Grammophon und später auch das Radio den Mann mit seinem Musikautomaten verdrängten, war Berlin das Zentrum dieses Bettelgewerbes. Die Drehorgeln gehörten nie ihren Spielern, sondern wurden ihnen vermietet. Zudem brauchte man eine Lizenz zum Leiern, die im Kaiserreich häufig anstatt einer Kriegsinvalidenrente vergeben wurde. Deutsche Geschäftsmänner brachten diese Instrumente und dieses Geschäftsmodell in den Zeiten der mexikanischen Revolution nach Südamerika. Seit 1975 gibt es „Free Unions“ dieser kaffeefarbenen oder grau uniformierten Organilleros, die meist stolz sind, in einer schon langen Familientradition für einen Hungerlohn die öffentlichen Plätze Mexico Citys zu beschallen. Selbst heute kann sich kein Organillero diesen alten Automaten als Besitz leisten. In Sonntag im Park rekomponiere ich meine digital aufgezeichneten Impressionen mit ihren überdehnten Resonanzen im digitalen Raum, so wie sie in meinen Erinnerungen nachschwingen, dem Echo einer geronnenen Revolution.

(Jan-Peter E.R. Sonntag)

Christian Koch & Katrin Mundt

(*1971, Deutschland)
Christian Koch & Katrin Mundt © Christian Koch & Katrin Mundt

Christian Koch (*1971) ist freier Kulturschaffender und Autor. Nach Tätigkeiten als Musiker, Zeitschriftenredakteur und Mitarbeiter beim Württembergischen Kunstverein Stuttgart war er zuletzt Geschäftsführer von PACT Zollverein Essen, einem der international führenden Häuser für zeitgenössische darstellende Kunst.

Katrin Mundt (*1970) ist freie Kuratorin, Autorin und Dozentin. Sie realisierte Ausstellungen und Filmprojekte u. a. für den Württembergischen Kunstverein Stuttgart, den Hartware MedienKunstVerein, Dortmund und [plug.in], Basel und war in den Programmkommissionen des EMAF, Osnabrück, der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen und des Kasseler Dokfests tätig. Sie unterrichtet derzeit am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum und trägt regelmäßig zu Zeitschriften und Katalogen bei.

Schauburg

Foto: Daniel Herrmann

Der Saal der späteren Schauburg wurde 1897 von Otto Gisecke als Radfahrbahn errichtet. Diese Nutzung wurde zwei Jahre später aufgegeben. Das fortan als Germania-Saal bezeichnete Gebäude diente ab 1900 der Veranstaltung von Tanzabenden und Versammlungen. 1919 eröffnete dort das Gebrauchtwagengeschäft Gerlach & Co. Aus diesem Grund wurden das Erdgeschoß und das anliegende Nebengebäude umgebaut. Dies missfiel jedoch dem damaligen Eigentümer. So wurde nach dem Einbau eines Rangs 1927 „das Lichspieltheater ‚Schauburg’ mit 726 Plätzen im ‚Parterre’ und 240 Plätzen im ‚Rang’“ eröffnet. Um 1930 wurde die Schauburg von dem Kinobetreiber Max Künzel erworben. Ende der 1940er Jahre erfolgte die Enteignung Künzels und die Schauburg befand sich fortan in den Händen des Staates. „1955/1956 noch mit neuem Parkett, neuer Bestuhlung und Breitbildprojektion versehen, wurde sie (...) 1963 ohne Angabe von Gründen geschlossen.“ „Letzter öffentlicher Nutzer des Saals war ein Küchenstudio (...)“

Zitate: Hallesche Blätter 33, Peter Breitkopf, 2007.

Kathrin Kur

(*1975, Deutschland)
Kathrin Kur, © Kathrin Kur

Kathrin Kur (DE, *1975) studierte Philosophie an der FU Berlin, Critical Fine Art Practice an der Brighton University und kritische Theorie am Birkbeck College, London. Sie interveniert in die Konstruktion von Orten mit uneindeutigem Realitätsanspruch und dokumentiert diese mit den künstlerischen Mitteln der Fotografie und der digitalen Medien. 2009 war sie Preisträgerin beim italienischen RICCARDO PEZZA European Photography Prize und war 2008 für den Preis für europäische Fotografie der Europäischen Zentralbank nominiert. Kathrin Kur gehört zu den Mitbegründern des LED art collective Flunk und co-kuratierte 2007 die internationale Konferenz MediaArchitecture.

Fraccionamientos, Tlatelolco (El Andamio), Blow Up

Kathrin Kur zeigt eine Fotoserie und zwei Videos aus Mexico City. Die Fotoserie Fraccionamientos porträtiert den Boom standardisierter Siedlungen in Mexikos industriellen Zentren wie Aguascalientes und Chilpancingo. Diese stark bewachten Wohnanlagen erinnern an die reglementierte Architektur der Moderne und geben Einblick in ein Land, das vom amerikanischen Kapitalismus geprägt ist und in ständiger Angst vor Kriminalität lebt. Tlatelolco grenzt an Tepito, Mexico Citys gefährlichsten Stadtteil, und ist als Schauplatz des 68er Studentenmassakers und der katastrophalen Zerstörung durch das Erdbeben in den 80er Jahren in der mexikanischen Psyche negativ besetzt. Vor diesem Hintergrund zeigt die Videoarbeit Tlatelolco (El Andamio) einen Akrobaten, dessen nächtliches Training in einer öffentlichen Sportanlage zum Wettkampf mit sich selbst wird. Die Videoarbeit Blow Up untersucht die verblüffenden religiösen Reenactments und Inszenierungen um das Hammerexplosionsritual, welches jährlich im Dorf von San Juan de la Vega, Guanajuato, stattfindet. 

Eva Sangiorgi

(*1978, Mexiko) FICUNAM festival
Eva Sangiorgi, © Eva Sangiorgi

Eva Sangiorgi ist Absolventin der Universität von Bologna, Italien. Seit 2003 lebt sie in Mexico City, wo sie an Film- und Videoproduktionen zeitgenössischer Künstler beteiligt und als Filmkuratorin für Institutionen und Events tätig war, u.a. für FICCO in Mexico City, Cinema Planeta und das Museo del Eco. Vor zwei Jahren gründete sie das internationale Filmfestival FICUNAM der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM), mit dem Schwerpunkt Arthouse Film und den Verbindungen zur zeitgenössischen Kunst. Heute ist sie Leiterin und Filmkuratorin des FICUNAM, in dessen Rahmen sie Publikationen veröffentlicht hat, u.a. zu Artavazd Pelechians Theorie der Montage und eine erste Monographie zu Masao Adachi.

Alte Feuerwache

Foto: Daniel Herrmann

Die Alte Feuerwache wurde 1892 als Domizil der ersten Berufsfeuerwehr der Stadt Halle in der Margarethenstraße (heute Ludwig-Stur-Straße) erbaut. Zuvor hatte die freiwillige Feuerwehr für den Brandschutz gesorgt. Die mit Ende des 19. Jahrhunderts schnell wachsende Stadt Halle hatte bald Bedarf für eine weitere Feuerwache. So wurde 1908 die Feuerwache Süd errichtet; sie galt damals als eine der modernsten Europas.

Mit der erneuten Ausdehnung der Stadt in den 1960er Jahren, konnte die Alte Feuerwache dem Brandschutzbedarf nicht mehr gerecht werden. So zog die Berufsfeuerwehr 1971/72 in die neugebaute Wache nach Halle-Neustadt. Das Gebäude der Alten Feuerwache diente noch einige Jahre zur Überwachung von städtischen Feuermeldern. Die Alte Feuerwache wurde bald darauf als Polizeirevier Mitte der Volkspolizei umfunktioniert und auch von 1990 bis 2009 durch die Polizei genutzt. Seit dem Auszug der Polizei infolge von Sanierungsstau und veränderten Anforderungen steht das Gebäude leer.

Laura Balboa

(*1979, Mexiko)
Laura Balboa, © Laura Balboa

Laura Balboa (MX, *1979) ist eine interdisziplinäre Künstlerin, deren Kunst- und Designprojekte auf Themen der Zeit und des Menschen in Beziehung zu Technologien jeglicher Art konzentriert sind. Sie interessiert sich für die Konzepte von Simulation, Irrtum, Identität, Paradoxa, Chaos, Katastrophe, Daten, Klang, Wandelbarkeit, Wiederholung, Reproduktion, Akkumulation und Beteiligung. Balboas Arbeiten bewegen sich auf der Grenze zwischen Videokunst und Live Cinema, Klangkunst und ortsbezogenen Installationen sowie Code Poetry, Live Hacking, Open Data und Internet. Von 2008 bis 2009 war sie Stipendiatin im Jóvenes Creadores Programm des Fondo Nacional Para la Cultura y las Artes Mexico. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderem in San Francisco und Québec, in Mexiko und Spanien.

internetis.tv

In ihrer interaktiven Informationsgrafik wird Balboa auf die Einschränkungen der Geopolitik verweisen, indem sie sich mit den Eigentumsrechten und dem Verkauf der Topdomain „.tv“ beschäftigt. Diese Domain gehört dem winzigen Inselstaat Tuvalu im Pazifik, der voraussichtlich schon in naher Zukunft aufgrund des Anstiegs des Meeresspiegels als Folge der Erderwärmung und der Umweltzerstörung im Ozean versinken wird. Balboas Projekt versucht sich an einem kritischen Kommentar zur Uniformität geopolitischer Machtstrukturen und sammelt dafür Informationen aus dem Internet. Dabei zeigt sich, dass das kommerzielle Imago im Netz zu bedenklichen Irrtümern führt, die wiederum Fehlinformationen und einen eingeschränkten Zugang zu kritischen Instanzen zur Folge haben.

In ihrer Installation wird Balboa auf das Thema der Akkumulation von statistischen Informationen aufmerksam machen und diese in ein Verständnis der Beziehung zwischen der Realität einer abgelegenen Insel, die nach eigenen Maßstäben fern der westlichen Kultur existiert und der Notwendigkeit der Erhaltung eines Begriffs der Massenmedien im Internet übersetzen. 

Stephen Kovats

r0g_agency for open culture and critical transformation
Stephen Kovats, © Stephen Kovats

Der Medienforscher Stephen Kovats ist Gründer von r0g – eine Agentur für offene Systeme, kulturellen Hacktivismus und kritische Transformation. Zuvor war er künstlerischer Leiter der transmediale, Ko-Direktor des McLuhan in Europe 2011 Network sowie Programmkurator am V2_Institute Rotterdam. Im wiedervereinten Deutschland leitete er die ‚Ostranenie‘ Medienkunstforen, die sich auf die dynamischen Beziehungen zwischen politischem und elektronischem Raum konzentrieren sowie auf die Transformation der gesellschaftlichen Landschaft in Osteuropa.

Vorderhaus Schauburg

Foto: Daniel Herrmann

Die Errichtung des Vorderhauses der Schauburg erfolgte durch den Landwirt Carl Friedrich Rosch 1853. Er nutzte das Gebäude als Wohnhaus. 1888 bekam das Haus durch den Wirt Wilhelm Köhler, der den Gasthof zum alten Schwan in Betrieb nahm, eine neue Funktion als gastronomische Einrichtung. Dies änderte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Ab 1897 diente das Vorderhaus Schauburg als Sporthotel und Restaurant für die zeitgleich errichtete Radfahrbahn im Saal der späteren Schauburg. Der Steinmetz und Bildhauer Paul Gellert erwarb das Haus 1918. Im vermieteten Vorderhaus Schauburg richtete sich die Buchdruckerei und Verlag Wilhelm Hendrichs ein. Die Nutzung des Gebäudes als Druckerei wurde durch verschiedene Betreiber bis 1989 fortgesetzt. Heute dient das Erdgeschoß des Hauses als Lager.

Zitate: Hallesche Blätter 33, Peter Breitkopf, 2007.

Maria Vedder

(Deutschland)
Maria Vedder, © Gunnar Wadenbach

Maria Vedder (DE, *1948) ist Medienkünstlerin seit den späten 70er Jahren. Seit 1991 ist sie Professorin an der Universität der Künste in Berlin. Zu Ihren Publikationen gehören die Bände Kunst und Video und DuMonts Handbuch der Videopraxis (beide DuMont Köln). Ihre Videos wurden weltweit gezeigt, ihre Arbeiten sind in vielen Sammlungen vertreten, darunter im Museum Ludwig in Köln, im Neuen Berliner Kunstverein und der Tate Gallery in Liverpool.

Susurrus

Die Arbeit Susurrus knüpft an Vedders künstlerische Untersuchungen zu den Auswirkungen von Mobilität, Massenmedien und Finanzsystemen an. Susurrus ist Teil einer weltweiten Bestandsaufnahme von Eingriffen der Stromindustrie in Natur und Landschaft. Im Mittelpunkt dieser Installation stehen die elektromagnetischen Strahlen von Stromleitungen, die uns flächendeckend umgeben, jedoch kaum hörbar sind. Von diesen Immissionen wird angenommen, dass sie gesundheitsschädliche Wirkungen haben können. Da wir sie nicht wahrnehmen können, verdrängen wir ihre Anwesenheit. In Susurrus werden sie am Beispiel des elektromagnetischen Felds von Überlandstromleitungen mittels einer selbstgebauten Antenne hörbar gemacht. Auf den Bildschirmen der Installation sehen wir verschiedene Landschaften mit Hochspannungsmasten, aufgenommen in Mexiko. Jedem Bild ist das Surren des jeweiligen elektromagnetischen Felds zugeordnet. Zusammen ergeben die verschiedenen Tonfrequenzen eine auditive Raumkomposition im Ausstellungsraum.

Dieter Daniels

(*1957, Deutschland) HGB Leipzig
Dieter Daniels, © Dieter Daniels

Dieter Daniels, geboren 1957 in Bonn (DE), war 1984 Mitbegründer der Videonale Bonn und hat seitdem an zahlreichen Projekten, Ausstellungen und Symposien im Bereich Medienkunst mitgewirkt. 1991–1993 baute er die Mediathek am ZKM Karlsruhe auf und ist seit 1993 Professor für Kunstgeschichte und Medientheorie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. 2001–2005 verantwortete er das Konzept und war Co-Editor des Internetportals zur Medienkunst: www.medienkunstnetz.de.  2005–2009 leitete er das Ludwig Boltzmann Institut Medien.Kunst.Forschung in Linz (AU).
Von Daniels erschienen zahlreiche Veröffentlichungen zur Kunst des 20. Jahrhunderts, u.a. zu Marcel Duchamp, Fluxus, Medienkunst. Buchveröffentlichungen sind zum Beispiel Kunst als Sendung (2002), Vom Ready-Made zum Cyberspace (2003), Artists as Inventors – Inventors as Artists (2008), Netpioneers 1.0. Contextualizing early net-based Art (2009), Audiovisuology, An Interdisciplinary Survey of Audiovisual Culture, Bd. 1 Compendium (2010), Bd. 2 Essays (2011). Seit 2012 ist Daniels der Sprecher des Advisory Boards der transmediale in Berlin.

Alte Feuerwache

Foto: Daniel Herrmann

Die Alte Feuerwache wurde 1892 als Domizil der ersten Berufsfeuerwehr der Stadt Halle in der Margarethenstraße (heute Ludwig-Stur-Straße) erbaut. Zuvor hatte die freiwillige Feuerwehr für den Brandschutz gesorgt. Die mit Ende des 19. Jahrhunderts schnell wachsende Stadt Halle hatte bald Bedarf für eine weitere Feuerwache. So wurde 1908 die Feuerwache Süd errichtet; sie galt damals als eine der modernsten Europas.

Mit der erneuten Ausdehnung der Stadt in den 1960er Jahren, konnte die Alte Feuerwache dem Brandschutzbedarf nicht mehr gerecht werden. So zog die Berufsfeuerwehr 1971/72 in die neugebaute Wache nach Halle-Neustadt. Das Gebäude der Alten Feuerwache diente noch einige Jahre zur Überwachung von städtischen Feuermeldern. Die Alte Feuerwache wurde bald darauf als Polizeirevier Mitte der Volkspolizei umfunktioniert und auch von 1990 bis 2009 durch die Polizei genutzt. Seit dem Auszug der Polizei infolge von Sanierungsstau und veränderten Anforderungen steht das Gebäude leer.

Marissa Viani Serrano

(*1986, Mexiko)
Marissa Viani Serrano, © Marissa Viani Serrano

Marissa Viani Serrano (MX, *1986) verwendet Videokunst, um in der freien Handhabung von Zeit und Raum poetische Erfahrungen zu schaffen. Serrano studierte Philosophie und Film in Mexiko und Deutschland (HFF München) und kann bereits einen umfangreichen Werkcorpus an fiktionalen Filmen, Dokumentarfilmen und experimentellen Kurzfilmen nachweisen. Ihre Videos wurden beispielsweise auf Festivals und in Galerien in Griechenland, Syrien, Italien, Polen, Frankreich, Spanien, Deutschland, Mexiko, Chile, Peru, USA, Australien, Singapur und Süd Korea gezeigt. 

Lunaticus

In der audio-visuellen Installation Lunaticus erkundet Viani das Konzept der „göttlichen Krankheit“ mit Hilfe der technischen und formalen Ressourcen des digitalen Videos und des Experimentalfilms. Im Mittelalter war die „göttliche Krankheit“ als eine Form neurologischer und psychiatrischer Störung bekannt and erhielt ihren Namen bestimmter Symptome wegen, unter denen die Patienten im Stadium der Krise litten. Diese Symptome erstreckten sich von unwillkürlichen Bewegungen des Körpers bis zu einer erhöhten Sensitivität und Klarheit des Denkens. Zusammen verursachten sie beim Patienten einen Zustand veränderter Realitätswahrnehmung, der zu mystischen oder Gotteserfahrungen führte. Lunaticus zielt darauf ab, diesen Zugang zum Sakralen mit einer stilisierten Montage von originalen und bearbeiteten Bildern und Klängen nachzubilden.

Frank Motz

(Deutschland) ACC Galerie Weimar
Frank Motz, © Monica Sheets

Frank Motz (DE, *1965) gründete 1988 mit Freunden den Kunstverein ACC Galerie Weimar, dessen Direktor und Ausstellungsmacher er ist. 2000/01 lernte er im Independent Study Program des Whitney Museum of American Art in New York, wo er 2001 als Rechercheur für die Whitney Biennale 2002 arbeitete. Seit 2002 ist er künstlerischer Leiter des Kunstraums HALLE 14 in Leipzig. 2012 stellte er die Ausstellungen Über den Dilettantismus und Mit krimineller Energie – Kunst und Verbrechen im 21. Jahrhundert zusammen.

Stadtbad

Foto: Daniel Herrmann

Öffentliche Badeanstalten wurden Ende des 19. Jahrhunderts in zahlreichen Städten errichtet. Sie dienten der städtischen Hygiene und sollten der Bevölkerung ein heißes Bad ermöglichen. Das Hallesche Stadtbad stammt aus dieser Zeit; es wurde von Wilhelm Jost geplant und 1913–16 errichtet. Das Stadtbad war von Anfang an sowohl mit einer Männer- und einer Frauenhalle ausgestattet als auch mit dem römisch-irischen Dampfbad sowie öffentlichen Brausen und Wannenbädern. Es genoss einen ausgezeichneten Ruf. Bei den Modernisierungen des Bades in den 1970ern Jahren wurde wenig einfühlsam mit seiner Architektur umgegangen. So büßte die große Halle ihr Kuppeldach ein und erhielt eine schallarme Flachdecke. Der Badebetrieb dauert bis heute an: selbst die letzten öffentlichen Wannenbäder wurden bis in die 1990er Jahre genutzt. Heute öffnet das Stadtbad täglich für Badegäste und Sportvereine die Große und Kleine Halle – letztere hat ihre originale Kuppel behalten – sowie die Sauna.

Nika Oblak & Primož Novak

Nika Oblak and Primoz Novak, © Nika Oblak and Primoz Novak

Die Künstler Nika Oblak & Primož Novak (SI, *1975 & *1973) arbeiten seit 2003 zusammen. Sie studierten an der Akademie der Schönen Künste in Ljubljana und an der Universität der Künste in Berlin. In ihrer Kunst erforschen sie zeitgenössische Medien und die vom Kapital gesteuerte Gesellschaft, indem sie deren visuelle und linguistische Strukturen analysieren.

Oblak und Novak haben ihre Arbeiten weltweit ausgestellt, etwa bei der Sharjah Biennale in den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem Japanischen Medienkunstfestival in Tokio, der Istanbul Biennale in der Türkei, der Biennale Cuvee in Linz, Österreich, der transmediale in Berlin, der Alexandria Biennale für mediterrane Länder und kürzlich beim EMAF 2012 in Osnabrück.

Reality Is Out

Reality Is Out ist eine neue pneumatische Videoinstallation in 3D, die auf die früheren Arbeiten des Künstlerduos zur Beziehung von Wirklichkeit und Fiktion Bezug nimmt. Sie zitieren Slavoj Žižek, der behauptete, dass sogar die gegenwärtige Realität Züge einer fiktionalen Struktur angenommen habe. Die Installation beinhaltet ein Performance-Video der slowenischen Künstler. Darin heben sie ein Schild mit den Worten “reality” über ihre Köpfe, so dass es sich außerhalb des Bildfeldes befindet. Das Video selbst ist mit einem pneumatischen System im Ausstellungsraum synchronisiert. Das Pappschild mit dem Text “reality” erscheint, als ob es den Rahmen des Videos verlassen und buchstäblich in den Ausstellungsraum hineintreten würde, wodurch das zweidimensionale Videobild in einen dreidimensionalen, wirklichen Raum übertragen wird. Ganz wie Guy Debord schrieb: Alles, was einmal direkt erlebt werden konnte, ist nun zu einer bloßen Repräsentation geworden.

Hermann Nöring

(*1956, Deutschland) European Media Art Festival / EMAF Osnabrück
Hermann Nöring, © Hermann Nöring

Hermann Nöring (DE, *1956) ist seit 1988 Künstlerischer Leiter des European Media Art Festivals (EMAF), Osnabrück. Er studierte Medienwissenschaft, Geschichte, Kunst und Pädagogik sowie Film Studies in Osnabrück und London. Von ihm erschienen zahlreiche Aufsätze und Katalogbeiträge zu den Themen der Medien- und Netzkunst sowie Film und Video. Zudem hatte er zahlreiche Fachreferate an Universitäten und im Auftrag des Goethe Instituts inne, u.a. in Kyoto, Tokyo, Sao Paulo, Bogotá, Belgrad, Auckland, Mexico City und Athen. Er war Jurymitglied u.a. von Digital Sparks, Videokunstpreis Bremen, Artronica Bogotá und Filmfestival Moskau. Nöring ist Dozent für Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Hochschule Osnabrück.

Große Steinstraße 58/59, Starcasino

Foto: Daniel Herrmann

Das im November 2011 eröffnete Starcasino liegt im Erdgeschoß eines gründerzeitlichen Wohnhauses, dessen einstige Fassadengliederung im Zuge mehrfacher Sanierungen stark reduziert wurde. Der Wohnbereich des Gebäudes ist nahezu vollständig vermietet. Für die Ortslage typisch ist jedoch der Leerstand der Ladenlokale. Das Casino zählt zu den jüngsten bestehenden Geschäften auf der Großen Steinstraße. Seit 1990 wurde das Lokal zunächst als Spielothek genutzt. Nach zwischenzeitlichem Leerstand wurde es durch den jetzigen Besitzer Ekrem Gökser aufwendig umgebaut und renoviert und als Starcasino eröffnet. Für Ekrem Gökser ist es der erste eigene Laden. Die Nähe zur Straßenbahnhaltestelle erweist sich als positiv und auch eine Bardame des Starcasinos urteilt, der Betrieb liefe ziemlich gut.

Rebecca Lennon

(*1981, Vereinigtes Königreich)
Rebecca Lennon, © Rebecca Lennon

Die britische Medienkünstlerin Rebecca Lennon (*1981) kombiniert Klang, Video, Collagen und Live-Performances mit disparaten technischen und handgemachten Requisiten. Schweifende, nicht lineare Texte führen sich selbst leise auf, nichts auflösend und oft die Subjektivität zum Zuschauer verschiebend. Durch ein Gefühl des Wahns im hysterischen Bildkonsum und den unaufhörlichen Mythologien unserer Zeit aufmerksam geworden, bedient Lennon sich bei kulturellen Phänomen wie dem Kino, ebay, Terrorismus, Protest, Schulden, Kult und Ware, um so die Vorstellungen und Bilder, die uns vertraut sind, zu entstellen und zu stören. Dabei erzählt sie unsere Welt auf absurde Weise nach: als einen Ort von Pappmaché-Köpfen, autotuned Möwen, terroristischen Bildschirmschonern und Atompilzrauchmaschinen. Lennon erwarb ihren MA 2010 an der Slade School of Fine Art und lebt und arbeitet in London. Sie wird von der Galerie Ceri Hand vertreten.

Viva La Revolution

Inspiriert von den letzten Worten des mexikanischen Revolutionärs Pancho Villa († 1923) – „Don`t Let It End This Way Tell Them I Said Something“ –, erforscht Rebecca Lennon während ihrer Künstlerresidenz in San Luis Potosí das Erbe und die Mythologie der Revolution, Stimme und Stimmlosigkeit sowie die Umwandlung des Radikalen und Extremen zum Spektakel. Wie Villas Worte, die alles andeuten und nichts sagen und die durch historische Berichte, Villa sei nach einem Kopfschuss sofort gestorben, schöpferlos geworden sind, so ist Lennon am imaginären Mexiko interessiert, an der filmischen Landschaft und den Trümmern von Ideen, Ideologien, Geschichten und Überzeugungen, die ihre eigene Logik und ihre Ursprünge vertilgt haben, so dass sie nun mutwillig in einem Zustand ermächtigter Schizophrenie treiben.

Petra Reichensperger

(*1966, Deutschland) Kunsthaus Dresden
Petra Reichenberger, © Petra Reichenberger

Petra Reichensperger (DE, *1966) arbeitet als Autorin, Dozentin und Kuratorin. Seit Februar 2011 leitet sie das Kunsthaus Dresden – Städtische Galerie für Gegenwartskunst. Nach ihrer Promotion in der Kulturwissenschaft und Ästhetischen Praxis trat sie 2000 bis 2002 eine wissenschaftliche Assistenz an der Hamburger Kunsthalle an. 2008 bis 2009 war sie als künstlerische Leiterin für den Ausstellungsraum und die Stipendienstätte M.1 der Arthur Boskamp-Stiftung in Hohenlockstedt verantwortlich, 2010 für das Goethe-Institut-Projekt Raum für Raum, das in Zentralasien und Osteuropa stattfand. In ihrer publizistischen Tätigkeit widmet sich Reichensperger dem Verhältnis von Theatralität und Performativität, von Verräumlichung und Verzeitlichung, von Kunst und Öffentlichkeit. Gegenwärtig arbeitet sie an einer Ausstellungs- und Publikationsreihe zu Terms of exhibiting, producing and performing.

Alte Feuerwache

Foto: Daniel Herrmann

Die Alte Feuerwache wurde 1892 als Domizil der ersten Berufsfeuerwehr der Stadt Halle in der Margarethenstraße (heute Ludwig-Stur-Straße) erbaut. Zuvor hatte die freiwillige Feuerwehr für den Brandschutz gesorgt. Die mit Ende des 19. Jahrhunderts schnell wachsende Stadt Halle hatte bald Bedarf für eine weitere Feuerwache. So wurde 1908 die Feuerwache Süd errichtet; sie galt damals als eine der modernsten Europas.

Mit der erneuten Ausdehnung der Stadt in den 1960er Jahren, konnte die Alte Feuerwache dem Brandschutzbedarf nicht mehr gerecht werden. So zog die Berufsfeuerwehr 1971/72 in die neugebaute Wache nach Halle-Neustadt. Das Gebäude der Alten Feuerwache diente noch einige Jahre zur Überwachung von städtischen Feuermeldern. Die Alte Feuerwache wurde bald darauf als Polizeirevier Mitte der Volkspolizei umfunktioniert und auch von 1990 bis 2009 durch die Polizei genutzt. Seit dem Auszug der Polizei infolge von Sanierungsstau und veränderten Anforderungen steht das Gebäude leer.

Rosa Menkman

(*1983, Niederlande)
© Rosa Menkman

Im Mittelpunkt der Arbeit der niederländischen Künstlerin und Theoretikerin Rosa Menkman (NL, *1983) stehen visuelle Artefakte, die durch Unfälle in digitalen Medien entstanden sind. Ihre Visuals sind Resultate von Störungen, Stauchungen, Feedbacksignalen und anderen Formen der Störung. Auch wenn viele Menschen diese Unfälle als negative Erfahrungen wahrnehmen, betont Menkman ihre positiven Folgen. 2011 schrieb sie The Glitch Moment(um) über die Verwertung und Popularisierung von Glitch-Artefakten (veröffentlicht durch das Institute of Network Cultures), organisierte die GLI.TC/H-Festivals in Chicago und Amsterdam und kuratierte das Ästhetik-Symposium der transmediale 2012. Daneben ist Rosa Menkman Goldsmiths-Promotionsstudentin in London bei Matthew Fuller und Geert Lovink.

Xilitla

Während sich Menkmans Arbeit im Feld des Gebrauchs von Artefakten entfaltet, die durch den (oft) unsachgemäßen Gebrauch von Medien erzeugt werden, hat sich die Künstlerin paradoxerweise immer auf sehr stabile, konventionelle Darstellungsmethoden verlassen, auf VJ-Software, Netzgalerien, gerenderten Film oder Druckverfahren. Neben der Erstellung eines formalen Vernacular of File Formats innerhalb von Menkmans statischer Arbeit, arbeitet sie auch an Acousmatic Videoscapes. In diesen strebt sie eine konzeptuelle, technische und manchmal narrative Verbindung von Klang- und Videoartefakten an. Durch die Kombination ihres praktischen und akademischen Hintergrundes verschmelzen ihre abstrakten Arbeiten zu einer übergeordneten Theorie der Artefakte (glitch studies). Während ihres Aufentaltes in Mexiko arbeitete Menkman an einem 3D-Environment, das ihre subversiven, fragilen und eigensinnigen Methoden aufnimmt und reflektiert. Dieses Medium lässt sich am besten als ein störanfälliges und ungelenkes Environment beschreiben, durch das ihre (Video-)Artefakte gesteuert werden können. Das Environment kann auch als Tool für Live AV Performances verwendet werden.

Kristoffer Gansing

(*1976, Schweden) transmediale – festival for art and digital culture berlin
Kristoffer Gansing, © Kristoffer Gansing

Kristoffer Gansing (SE, *1976) ist künstlerischer Leiter der transmediale in Berlin. Er interessiert sich für die Schnittstellen von Medienkultur, Kunst und Alltagsleben. Seine Forschung hinterfragt die kontrastierenden Parallelwelten und Konflikte der Netzkultur. Gansing ist Mitbegründer des Festivals The Art of the Overhead, einem Pionierprojekt für medienarcheologische Kunstpraktiken. Zwischen 2006 und 2010 engagierte er sich zudem bei dem von Künstlern betriebenen Fernsehsender tv-tv in Kopenhagen, Dänemark.

Alte Feuerwache

Foto: Daniel Herrmann

Die Alte Feuerwache wurde 1892 als Domizil der ersten Berufsfeuerwehr der Stadt Halle in der Margarethenstraße (heute Ludwig-Stur-Straße) erbaut. Zuvor hatte die freiwillige Feuerwehr für den Brandschutz gesorgt. Die mit Ende des 19. Jahrhunderts schnell wachsende Stadt Halle hatte bald Bedarf für eine weitere Feuerwache. So wurde 1908 die Feuerwache Süd errichtet; sie galt damals als eine der modernsten Europas.

Mit der erneuten Ausdehnung der Stadt in den 1960er Jahren, konnte die Alte Feuerwache dem Brandschutzbedarf nicht mehr gerecht werden. So zog die Berufsfeuerwehr 1971/72 in die neugebaute Wache nach Halle-Neustadt. Das Gebäude der Alten Feuerwache diente noch einige Jahre zur Überwachung von städtischen Feuermeldern. Die Alte Feuerwache wurde bald darauf als Polizeirevier Mitte der Volkspolizei umfunktioniert und auch von 1990 bis 2009 durch die Polizei genutzt. Seit dem Auszug der Polizei infolge von Sanierungsstau und veränderten Anforderungen steht das Gebäude leer.

Rubén Gutiérrez

(*1972, Mexiko)
Rubén Gutiérrez, © Rubén Gutiérrez

Die Kunst von Rubén Gutiérrez (MX, *1972) widmet sich der Zeichnung, Installationen sowie der Fotografie und Videokunst, mit denen er bestehende Wissensformen überprüft. Besonders in seinen Videoarbeiten geht es um die Texte und Bilder der globalen Unterhaltungsindustrie. Er zweifelt die revolutionären Ansprüche, die in den Massenmedien zirkulieren, als einen endlosen Strom illusionärer Wirklichkeitskonzepte an. Seit 1993 hat Rubén Gutiérrez sein Werk in mexikanischen und internationalen Ausstellungen gezeigt, wobei er 2001 den Acquisition Prize of the Mexican Young Artist und 2004 den Acquisition Prize of the Biennial FEMSA erhielt. Er ist seit 2009 Mitglied der Sistema Nacional de Creadores de Arte und Gründer des unabhängigen non-profit Kunstportals ObjectNotFound.org in Monterrey, Mexiko.

The Most Effective Way to Cover Up a Lie

In seiner Videoreihe The Most Effective Way to Cover Up a Lie analysiert und diskutiert Gutiérrez die allgemeinen Diskurse innerhalb der gegenwärtigen Kunstpraxis als Teil der Demagogie der Massenmedien. Seine Serie aus kurzen experimentellen Videos und Fotodokumentationen wird Kritik an Konsumismus, Globalisierung, Immigration, Überwachung, Krieg sowie an den Grenzen der conditio humana und der Kakofonie und Korruption der Macht üben. Seine Strategie ist es, weitere Teenage-Utopien zu entwickeln, mit denen er eine Tiefenanalyse der Wirklichkeit vornimmt.

Petra Heck

(*1975, Netherlands) Netherlands Media Art Institute (NIMk)
Petra Heck, © Petra Heck

Petra Heck (NL) ist seit 2006 als Kuratorin und Ausstellungsleiterin für das Netherlands Media Art Institute (vormals MonteVideo) tätig. Sie organisierte Einzelausstellungen mit Cory Arcangel und Omer Fast und kuratierte zahlreiche Gruppenausstellungen sowie Events mit niederländischen und internationalen Künstlern, die sich mit den Auswirkungen technologischer Entwicklungen auf die zeitgenössische (Medien-) Kunst, mit dem Kunstwerk an sich und dem künstlerischen Prozess beschäftigten. Die Ausstellungen, Performances, schriftlichen Äußerungen und anderen Ausdrucksformen umfassten kunstgeschichtliche Strömungen und Themen aber auch eher populärkulturelle Aspekte wie etwa Gaming und Web 2.0 sowie deren Bezug zur Medienkunst. Petra Heck interessiert sich für die ‚konstruierte‘ Grenze zwischen zeitgenössischer Kunst und Medienkunst. Seit Januar 2012 ist sie Komiteemitglied des Mondriaan Fund. 

Alte Feuerwache

Foto: Daniel Herrmann

Die Alte Feuerwache wurde 1892 als Domizil der ersten Berufsfeuerwehr der Stadt Halle in der Margarethenstraße (heute Ludwig-Stur-Straße) erbaut. Zuvor hatte die freiwillige Feuerwehr für den Brandschutz gesorgt. Die mit Ende des 19. Jahrhunderts schnell wachsende Stadt Halle hatte bald Bedarf für eine weitere Feuerwache. So wurde 1908 die Feuerwache Süd errichtet; sie galt damals als eine der modernsten Europas.

Mit der erneuten Ausdehnung der Stadt in den 1960er Jahren, konnte die Alte Feuerwache dem Brandschutzbedarf nicht mehr gerecht werden. So zog die Berufsfeuerwehr 1971/72 in die neugebaute Wache nach Halle-Neustadt. Das Gebäude der Alten Feuerwache diente noch einige Jahre zur Überwachung von städtischen Feuermeldern. Die Alte Feuerwache wurde bald darauf als Polizeirevier Mitte der Volkspolizei umfunktioniert und auch von 1990 bis 2009 durch die Polizei genutzt. Seit dem Auszug der Polizei infolge von Sanierungsstau und veränderten Anforderungen steht das Gebäude leer.

Tobias Rosenberger

(*1980, Deutschland)
Tobias Rosenberger, © Tobias Rosenberger

Tobias Rosenberger (DE, *1980) arbeitet an der Schnittstelle von Theater, Neuen Medien, bildender Kunst und Installation. Er hat verschiedene interaktive Installationen realisiert, zum Beispiel für die Deutsche und die Französische Botschaft in Sanaa/Jemen und im Daning Life Hub in Shanghai. Rosenberger erhielt zahlreiche Aufenthalsstipendien, darunter The European Mobile Lab for Interactive Media Art (2008/2009), Pépinières européennes pour jeunes artistes, den “Esslinger Bahnwärter für Bildende Kunst” und eine Artist Residency in Jaaga/Bangalore in Indien, die vom Goethe-Institut und Max Mueller Bahvan gefördert wird. Rosenberger lebt heute in Shanghai.

The An-Archic Device

The An-Archic Device ist irgendetwas zwischen einem Spielzeugtheater, einem Straßenaltar und einer Peepshow: ein kleines Bühnenmodell, ein blinkender Automat, eine audiovisuelle Maschine, die physische und anarchistische Dissoziation mittels Gelächter erzeugt.
Basierend auf Antonin Artauds Theatermanifest Die Eroberung Mexikos interpretiert The An-Archic Device Mexiko als einen Ort des Andersseins und als subjektives Heterotop. Wie bei Artaud wird Mexiko auch hier zum Experimentierfeld einer Untersuchung von Angst und Gefahr. The An-­Archic Device präsentiert sich dem Betrachter als eine Art Kasperletheater. Im Standby-Modus der Installation bleibt das Display dunkel, während das Publikum eine Aufnahme hört, die auf den ersten Teil von Artauds Manifest aus dem Jahr 1933 zurückgeht. Erst nach Einwurf von zehn Pesos beginnt der zweite Teil des Textes, der als multimediale Licht- und Bildshow aufgeführt wird. Das Ergebnis ist ein vielschichtiges und hybrides Theatermodell, das Artauds Theater-Erkundung „Mexikos“ im kleinen Maßstab neu inszeniert.

Ingmar Lähnemann

(*1974, Deutschland) Edith-Russ-Haus für Medienkunst
Ingmar Lähnemann, © Ingmar Lähnemann

Ingmar Lähnemann (DE, *1974) hat in Freiburg, Madrid und Bonn Kunstgeschichte, Ethnologie und Spanisch studiert. Nach einer Magisterarbeit zum Kontextbezug in den Werken Carl Andres und Dan Flavins anhand der Theorie aus Brian O’Dohertys Inside the White Cube hat er sich in seiner Dissertation intensiv mit dem Gesamtwerk O’Dohertys auseinandergesetzt. Nach einem Volontariat in der Kunsthalle Bremen und der dortigen Vertretung der Kustodenstelle für Zeichnungen und Druckgraphik des 19. bis 21. Jahrhunderts arbeitet er als wissenschaftlicher Assistent am Edith-Russ-Haus für Medienkunst in Oldenburg.

Große Steinstraße 58/59, Starcasino

Foto: Daniel Herrmann

Das im November 2011 eröffnete Starcasino liegt im Erdgeschoß eines gründerzeitlichen Wohnhauses, dessen einstige Fassadengliederung im Zuge mehrfacher Sanierungen stark reduziert wurde. Der Wohnbereich des Gebäudes ist nahezu vollständig vermietet. Für die Ortslage typisch ist jedoch der Leerstand der Ladenlokale. Das Casino zählt zu den jüngsten bestehenden Geschäften auf der Großen Steinstraße. Seit 1990 wurde das Lokal zunächst als Spielothek genutzt. Nach zwischenzeitlichem Leerstand wurde es durch den jetzigen Besitzer Ekrem Gökser aufwendig umgebaut und renoviert und als Starcasino eröffnet. Für Ekrem Gökser ist es der erste eigene Laden. Die Nähe zur Straßenbahnhaltestelle erweist sich als positiv und auch eine Bardame des Starcasinos urteilt, der Betrieb liefe ziemlich gut.